Der Labrador Retriever ist nicht umsonst so beliebt. Er hat viele Eigenschaften, die gerade in der heutigen Zeit mit ihrem Trubel und der steigenden Zahl von Hunden sehr wertvoll sind: Er ist in der Regel freundlich zu Menschen und anderen Hunden, und wird nicht schnell nervös. Darum werden Labradore auch als Rettungshund, Behindertenbegleithund und Blindenhund eingesetzt.
Als ursprünglicher Jagd- und Apportierhund ist der Labrador Retriever aber nur dann ausgeglichen und glücklich, wenn man ihm die passende Beschäftigung bietet. Wir stellen hier die typischen Rasseeigenschaften des Labradors vor und gehen auch auf die großen Unterschiede ein, die es gerade beim Labrador bei verschiedenen Zuchtlinien gibt.
Weitere spannende Informationen und ausführliche Ratgeber zum Labrador findest du hier: Übersicht über die Hunderasse Labrador Retriever.
Hunderasse Labrador: Aussehen, Gewicht, Größe
Der Labrador zählt zu den großen Hunden. Mit einer Schulterhöhe von unter 60 cm ist er zwar nicht gerade ein Riese, ist durch den quadratischen Körperbau und seine kompakte Figur aber schwerer als manch schlanke, hochbeinige Rasse mit gleicher Rückenhöhe.
Wie groß wird ein Labrador?
Ideal ist laut Rassestandard für Labrador-Rüden eine Größe von 56 bis 57 cm. Hündinnen bleiben etwas kleiner mit 54 bis 56 cm. Gemessen wird bei solchen Größenangaben immer vom Boden bis zur höchsten Erhebung des Schulterblattes.
Wann ist ein Labrador ausgewachsen?
Kleine Hunde sind oft schon im Alter von 7 bis 8 Monaten komplett ausgewachsen. Bei großen Hunden wie dem Labrador kann das Wachstum bis zum 12. Lebensmonat andauern.
Den größten Wachstumsschub machen die Hunde im Alter von 4 bis 10 Monaten, während im 11. und 12. Lebensmonat oft nur noch ein oder zwei Zentimeter hinzukommen. Bis zum Alter von drei Jahren verändert sich anschließend noch die Statur der Hunde. Aus dem schlaksig wirkenden Junghund wird ein erwachsen aussehender, gestandener Labrador.
Wie schwer wird ein Labrador?
Je nach Zuchtlinie unterscheiden sich Labradore stark, was vor allem die Statur und das Gewicht betrifft. Generell ist der Labrador Retriever ein Hund, der laut seinem Rassestandard von der Seite betrachtet eher quadratisch gebaut ist und einen relativ breiten Schädel hat.
Bei den Sport- und Arbeitslinien findet man häufig schmalere, eher schlanke Hunde, die auch weniger Gewicht mitbringen. Bei den Showlinien wiederum kommt es manchmal zu einer sogenannten Übertypisierung. Hier sieht man, vor allem bei den Rüden, bisweilen sehr massige Schädel und nicht selten wiegen die Hunde dann über 40 kg. Mehr Gewicht geht allerding auch immer mit einer größeren Gefahr für Gelenkprobleme einher. Dazu haben wir weiterführende Informationen im Ratgeber zur Gesundheit des Labradors zusammengestellt.
Ein moderat gebauter Labrador, der sportlich und beweglich ist, und genau seinem Rassestandard entspricht, wiegt meist zwischen 30 und 35 kg, wobei Rüden generell eher schwerer und Hündinnen etwas leichter sind.
Zuchtverbände beim Labrador
Der FCI (Fédération Cynologique Internationale) ist der Weltverband der Kynologie, der sich mit der Zucht, Haltung und Ausbildung von Hunden beschäftigt. Er wurde 1911 gegründet und umfasst Mitgliedsorganisationen aus über 90 Ländern.
Der FCI ist der größte, internationale Verband für die Hundezucht. Er legt Rassestandards fest und beschließt, welche Rassen anerkannt werden.
In Deutschland ist auf nationaler Ebene der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.) dem FCI angeschlossen und fungiert als Dachverband für die Hundezucht. Für die Zucht des Labradors gibt es in Deutschland zwei Vereine, die dem VDH angeschlossen sind:
- Der DRC (Deutscher Retriever Club e.V.) wurde 1963 gegründet und betreut die Zucht aller sechs Retrieverrassen (Golden Retriever, Labrador Retriever, Chesapeake Bay Retriever, Curly Coated Retriever, Flat Coated Retriever und Nova Scotia Duck Tolling Retriever).
- Der LCD (Labrador Club Deutschland e.V.) besteht seit 1987 und bereut ausschließlich die Zucht des Labrador Retrievers.
Es gibt auch die sogenannte Dissidenz, wie die Zucht außerhalb des VDH genannt wird. Welpenkäufer können beim Labrador jedoch bei den zwei genannten Vereinen sicher sein, dass hier eine sehr große Population von Zuchthunden vorhanden ist, was ist zur Vermeidung von Inzucht wichtig ist. Und auch, dass die Hunde gemäß der Zuchtordnung dieser Vereine stetig gesundheitlich untersucht werden müssen, was für die Gesundheit der Hunderasse Labrador, gerade auch in Bezug auf HD und ED (siehe Gesundheit des Labradors) essenziell ist.
Übrigens: Wer „offizielles“ Dummy-Training, also den Wettbewerbs-Hundesport, mit seinem Labrador machen möchte, muss in aller Regel Papiere vorlegen, die von einem anerkannten Zuchtverband stammen.
Das Wesen des Labradors: Das sagt der Rassestandard
Der Hauptgrund für die Beliebtheit des Labradors ist natürlich sein Wesen. Auf seine fast schon sprichwörtliche Freundlichkeit und wie sich diese im Alltag äußert gehen wir nachher noch genauer ein. Wichtig ist zu wissen, dass nicht jeder Labrador gleich ist. Die Züchterwahl ist hier besonders wichtig, um den passenden Hund zu finden.
Ob der Labrador gut zu dir passt, kannst du auch mit unsere Checkliste herausfinden: Für wen eignet sich ein Labrador?
Sehr große Varianz zwischen verschiedenen Labradoren
Wer sich einen Labrador zulegen möchte, der sollte wissen, dass es bei dieser Rasse besonders große Unterschiede zwischen verschiedenen Zuchtlinien gibt.
- Arbeitslinie (Field Trial Labradore): Labradore aus Arbeitslinien werden für die Jagd oder für den Dummy-Sport (auf Wettbewerbs-Niveau) eingesetzt. Sie sind meist kleiner und schlanker. Bei der Zucht stehen sportliche und jagdliche Fähigkeiten im Vordergrund, die über Prüfungen nachgewiesen werden. Die Hunde sind arbeitswilliger, aber auch temperamentvoller und sensibler.
- Showlinie: Als reine Familienhunde eignen sich Labrador Retriever aus einer Showlinie besser. Allerdings gibt es gerade beim Labbi auch hier sehr große Unterschiede. Einige Züchter haben sehr sportliche Hunde, die auch im Hundesport aktiv sind. Andere Züchter bevorzugen Hunde, die ruhig und gelassen sind, dafür aber auch weniger „will to please“ mitbringen, auf den wir gleich näher eingehen.
Wir empfehlen, den Züchter der Wahl vorher zu besuchen und sich selbst ein Bild von den Zuchthunden, ihrem Temperament und ihrem Wesen zu machen.
Leichtführig und mit viel „Will-to-please“
Mit dem Begriff leichtführig bezeichnet man bei Hunden die Eigenschaft, dass Hunde sich leicht erziehen lassen und sich gerne nach dem Menschen richten. Das steht im Gegensatz zu Rassen wie dem Kangal, die als Herdenschutzhunde eigene Entscheidungen treffen sollten und mussten, und dadurch alles andere als leichtführig sind.
Voraussetzung für die Leichtführigkeit ist ein hoher Wille, dem Menschen zu gefallen, den man bei Hunden auch „will to please“ nennt.
Der DRC sagt dazu: „Der Labrador möchte seinem Besitzer gefallen. Die Engländer nennen diese Eigenschaft „will to please“. Diese, auch im Rassestandard geforderte Eigenschaft zeichnet vor allem die „Field-Trial-Labradors“ aus und ist in der Regel mit einem sensibleren Wesen verbunden.“
Das kann man nur unterschreiben. Während die Hunde aus Arbeitslinien (aber auch sportlichen Showlinien) eifrig bemüht sind, ihrem Besitzer zu gefallen, sind sie genau dadurch auch sensibler und temperamentvoller. Betrachtet man Hütehund-Rassen wie den Border Collie oder Australian Shepherd, erkennt man, dass diese Eigenschaften oft Hand in Hand gehen.
Labradore aus einigen Showlinien würden über den hohen „will to please“ wohl nur entspannt lächeln. Hier trifft man nicht selten Hunde, die zwar überaus gutmütig und gelassen sind, aber manchmal eher einen stoischen Sturkopf mit sich bringen. Bei so freundlichen und verträglichen Hunden kann man darüber aber hinwegsehen, wenn man sich vor allem einen möglichst gelassenen Begleiter wünscht und keine Ambitionen im Hundesport hat. Viel Bewegung und ausreichend Beschäftigung braucht aber jeder Labrador, damit er körperlich und geistig fit bleibt.
Der Labrador liebt alles und jeden (fast immer)
Der offizielle Rassestandard des Labradors sagt, der Labrador sei „von freundlichem Naturell, mit keinerlei Anzeichen von Aggressivität oder deutlicher Scheue.“
Für einen Familienhund sind das natürlich perfekte Eigenschaften, die sich viele Hundehalter wünschen. In unserem Ratgeber über die Erziehung des Labradors können interessierte Labbi-Halter nachlesen, wie man verhindert, dass daraus ein aufdringlicher, überfreundlicher Hund wird, der distanzlos auf Menschen und andere Hunde zugeht – denn dazu neigt der Labbi bei falscher Erziehung.
Labrador und Besucher
Ausnahmen bestätigen zwar immer die Regel und natürlich spielt auch die Erziehung eine Rolle. Doch der Labrador hat im Gegensatz zu Hunden wie dem Dobermann, vielen Schäferhund-Rassen oder dem Rottweiler in aller Regel kein Problem mit Besuchern. Im Gegenteil: Der Labbi geht freundlich auf jeden zu. Spaßhaft sagen viele Labbi-Halter, dass der Hund sogar Einbrecher freudig begrüßen würde.
Der DRC sagt dazu: „Untypisch und laut Standard unerwünschte Eigenschaften sind Wach- und Schutztrieb sowie Schärfe.“
Das heißt für den Alltag, dass schon sehr viel passieren muss, damit ein Labrador auf Bedrohungen aggressiv reagiert. Zudem bellt der Labrador im Vergleich zu wachsameren Hunderassen weniger. Allerdings ist es immer auch Erziehungssache, ob ein Hund beim Klingeln an der Tür oder am Gartenzaun bellt.
Labrador und Kinder
Kaum eine andere Rasse liebt Kinder so und liegt gerne gelassen inmitten spielender Kinder. Der Labrador ist oft ein heißgeliebter, bester Freund für Kids und hervorragender Begleiter für Familien mit Kindern.
Ein Selbstläufer ist das aber nie, auch nicht bei einem Labrador!
So harmonisch läuft es nur, wenn Halter darauf achten, dass die Kinder sich dem Hund gegenüber angemessen verhalten und wenn der Labrador richtig erzogen und vor allem in der jugendlichen „Sturm und Drang“-Zeit konsequent und liebevoll angeleitet wird. Dann kann man aber sagen: Eine bessere Kombination gibt es kaum.
Labrador und andere Hunde
Labradore sind sehr verträgliche Hunde. Oft reagieren sie allen Hunden gegenüber interessiert und freundlich, egal ob es sich um fremde oder bekannte Hunde handelt.
Hier sollten Halter unbedingt daran arbeiten, dass der Labbi dabei nicht über das Ziel hinausschießt. Gerade weil nicht jeder andere Hund genauso „tickt“ ist es für den Labrador oft schwer zu verstehen, dass nicht jeder andere Hund eine direkte Annäherung mag.
Höflichkeit und feine Kommunikation sind nicht gerade Wörter, die einem bei einem Labbi in den Sinn kommen. Durch die richtige Anleitung vom Besitzer lässt sich der Labrador aber sehr gut zu einem Hund erziehen, der mit keinem anderen Hund Probleme hat.
Es kann aber durchaus auch bei einem Labrador vorkommen, dass er einige Hunde (vor allem gleichen Geschlechts) nicht mag. Es ist einem eben nicht jedes Gegenüber gleichermaßen sympathisch.
Labrador und Katzen oder andere Haustiere
Der Labrador ist ein Jagdhund und kein ganz kleiner Hund. Dementsprechend vorsichtig sollte man die Zusammenführung gestalten, wie immer beim geplanten Zusammenleben von Hunden mit anderen Haustieren.
Der Labrador wurde jedoch, im Gegensatz zu vielen anderen Jagdhunderassen oder den Terriern, nie dafür gezüchtet, eigenständig Beute aufzuspüren und zu erlegen. Dementsprechend ist ein Training oft sehr gut möglich und einem harmonischen Zusammenleben steht in aller Regel nichts im Wege.
Katzen sollten genug Rückzugsmöglichkeiten haben und gerade junge Labradore muss man gut anleiten und gegebenenfalls bremsen, wenn sie zwar freundlich aber zu stürmisch mit den Hausgenossen umgehen.
Die Favoriten vieler Labradore: Schwimmen und Apportieren
Wie wir im Ratgeber über die Geschichte des Labradors schon besprochen haben, wurde die Liebe zum Wasser und zum Apportieren beim Labrador von Beginn der Rasseentstehung an gefördert und die Rasse darauf selektiert. Auch heute noch zeichnen diese Eigenschaften so gut wie jeden Labrador aus.
Viele Labradore sind echte „Wasserhunde“
Es gibt kaum etwas Schöneres, als mit dem Labbi im Sommer am Wasser unterwegs zu sein und zu sehen, wie er freudig durchs Wasser tobt.
Zukünftige Labbi-Halter sollten jedoch auch wissen, dass die Wasserliebe auch vor Schlamm und Pfützen nicht Halt macht. Einige Handtücher im Auto schaden deshalb nie. Ebenso kann es sinnvoll sein, den Labbi anzuleinen, wenn man sich Wasser nähert, in das er nicht hineinspringen soll. Der ein oder andere Labrador landete ansonsten schon im Pool fremder Leute oder in stinkenden Tümpeln.
Apportieren und Tragen liegt dem Labrador im Blut
In unserem Ratgeber über die Beschäftigung für den Labrador stellen wir einige Möglichkeiten vor, wie man den Labradort gut auslasten kann. Apportieren oder Dummy-Training gehören natürlich dazu.
Bis auf einige Ausnahmen bei den besonders ruhigen Showlinien brennen fast alle Labradore für das Apportieren. Sie bringen nicht nur gerne Spielzeug, Bälle, Futterbeutel oder Dummys zu ihrem Besitzer – viele schnappen sich auch Gegenstände oder Spielzeug und tragen es.
Einige Labbis tun das zur Beruhigung oder aus Freude, sodass nicht selten ein schwanzwedelnder Labbi mit Plüschspielzeug (oder wahlweise einem Schuh oder anderen Gegenständen) im Maul vor einem steht.
Für Halter heißt das: Es gibt kaum etwas Niedlicheres. Aber die Kinder sollten, wenn ein junger, besonders apportierfreudiger Labrador im Haus ist, lieber nicht zu viele Gegenstände herumliegen lassen.
Der Labrador ist kein Hund für Couch-Potatoes
Ein kinderfreundlicher, leicht erziehbarer Hund ohne Neigung zu Aggressionen. Das klingt für viele Halter sehr verlockend und betrachtet man manch älteren Labrador, könnte man annehmen, dass die Hunde sehr genügsam sind.
Allerdings sollte man den Labrador auf keinen Fall unterschätzen. Er ist ein aktiver Hund, der viel Auslauf, sehr gerne mit Schwimm-Möglichkeit, und eine fordernde Beschäftigung unbedingt braucht, damit er ausgeglichen ist. Das Gute dabei ist, dass der Labrador dabei überaus anpassungsfähig ist. Ob die Kinder Tricks mit ihm üben, ob man im Garten Suchspiele macht oder apportiert: Der Labbi macht fast alles gern mit und ist glücklich, wenn er immer dabei sein darf.
Der DRC schreib hierzu: „Jeder, der einen Labrador als Begleit- und Familienhund hält, wird jedoch bald merken, wie viel reaktionsstärker und ausgeglichener sein Hund wird, wenn er durch Arbeit und Training gefordert wird.“
Reaktionsstärker kann man auch übersetzen mit: aufmerksamer, aufgeweckter und mit besserer Bindung zu seinen Menschen. Dies sind auch die besten Voraussetzungen, damit der Labbi draußen im Freilauf gut hört, auf Abruf kommt und seinen Menschen spannender findet, als den Rest der Umwelt.
Hat der Labrador Jagdtrieb?
So verschieden wie die Zuchtlinien sind, so unterschiedlich kann es beim Labbi mit dem Jagdtrieb aussehen. Generell ist der Labrador aber relativ einfach erziehbar, reagiert weniger auf Bewegungsreize wie manche Hütehunde und wurde nie als eigenständig agierender Jagdhund gezüchtet.
Allerdings setzt der Labrador sehr gerne seine Nase ein und ist an Wild durchaus interessiert. Hier gilt es, bereits im Jugendalter gegenzusteuern, dann lässt sich auch bei einer temperamentvollen Zuchtlinie der Jagdtrieb in aller Regel sehr gut unter Kontrolle halten.
Wie genau man das macht, haben wir bei den Tipps zur Erziehung des Labradors zusammengestellt.
Kann ein Labrador frei ohne Leine laufen?
Ja, der Labradort gehört zu den Hunderassen, die entsprechende Anlagen für den Freilauf mitbringen. Allerdings gehört dazu immer auch die richtige Erziehung, damit der Hund nicht jagt, nah beim Besitzer bleibt und auf Abruf zurückkommt.
Die „Königsklasse“ ist beim Labbi oft, dass er bei Sichtung anderer Hunde abrufbar bleibt.
Wir wünschen dir viel Freude mit deinem Labrador, denn diese leicht erziehbare und freundliche Rasse wird oft unterschätzt und ist ein aktiver, fröhlicher und unkomplizierter Begleithund, der gerne überall mit dabei ist.