Gesundheit beim Labrador (inkl. Informationen zu Fellfarben)

Aktualisiert am: 05.03.2024

Der Labrador Retriever gilt als gesunde Hunderasse. Doch wie bei jeder Rasse gibt es auch beim Labrador einige Erkrankungen, die häufiger vorkommen. Als großer und relativ schwerer Hund sind auch Gelenkprobleme wie die Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED) ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Wir geben Tipps und Informationen, was bei der Gesundheit des Labradors alles eine Rolle spielt und worauf man beim Kauf eines Labrador-Welpen achten sollte.

Außerdem haben wir ein kleines Fellfarben-Special eingefügt, da immer wieder die Frage aufkommt, ob Hunde mit den neuen Fellfarben Champagner, Silber und Charcoal wirklich reinrassige Labradore sind. Wir klären hier, warum der Großteil der Labrador-Züchter und auch die offiziellen Zuchtverbände diese Farben aus gesundheitlichen Gründen kritisch sehen.

Weitere spannende Informationen über den Labrador und Links zu all unseren Labrador-Retriever-Ratgebern findest du hier: Übersicht über die Hunderasse Labrador Retriever.

Lebenserwartung: Wie alt wird ein Labrador?

Im Durchschnitt werden Labradore 10 bis 12 Jahre alt. Das heißt, dass einige Tiere auch schon in jüngerem Alter versterben, aber ein Labrador Retriever bei guter Gesundheit durchaus auch 14 oder 15 Jahre alt werden kann.

Damit ist die Lebenserwartung weder kürzer noch länger als bei anderen Hunden mit vergleichbarer Größe und Gewicht. Es gibt keine Anzeichen, dass sich bei der Rasse Erkrankungen durschsetzen, die die Lebenszeit stark verkürzen. Das ist leider bei anderen Retriever-Rassen der Fall. So neigen beispielsweise Flat Coated Retriever vermehrt zu Krebserkrankungen und haben dadurch eine kürzere Lebenserwartung.

Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED) beim Labrador

Fast alle größeren Hunderassen neigen dazu, im Alter Gelenkprobleme zu bekommen. Bei einigen Rassen sind diese jedoch häufiger als bei anderen.

2008 wurden in einer an der Uni Gießen durchgeführten Doktorarbeit die Besitzer von Retrievern über die Gesundheit ihrer Hunde befragt. Darunter waren auch 524 Labrador Retriever sowie mehr als 700 Golden Retriever. Beim Labrador war die ED (also die Dysplasie des Ellenbogengelenks) doppelt so häufig wie beim Goldie. Aber auch die HD (die Hüftgelenks-Dysplasie) kommt beim Labrador häufiger vor, als bei schlankeren, leichtgewichtigeren Hunderassen.

Durch eine durchdachte Zucht und richtige Förderung der Gelenkgesundheit können Labbi-Halter aber vorbeugen.

Tipps für Labrador-Halter:

  • Regelmäßige Bewegung, zum Beispiel in Form von langen Spaziergängen oder Dummy-Arbeit, wirkt sich positiv auf die Gelenke aus. Tipps dazu gibt es im Artikel über die Möglichkeiten zur Beschäftigung für den Labrador.
  • Falsche Belastung der Gelenke und eine zu frühe Belastung bei Welpen sollte vermieden werden (mehr dazu unter „Die Gesundheit des Hundes“).
  • Der Labrador-Welpe sollte aus einer guten und kontrollierten Zucht stammen, in der die Elterntiere auf HD und ED untersucht werden. Das Röntgen der Gelenke ist bei den an den VDH-angeschlossenen Zuchtvereinen für Labradore, die wir unten bei den Quellenangaben verlinkt haben, Pflicht.
  • Labradore gelten als verfressen und haben an sich einen stämmigen Körperbau und ein vergleichsweise hohes Gewicht (verglichen mit anderen Rassen mit gleicher Schulterhöhe). Jedes Kilo mehr belastet aber auch die Gelenke. Ein Labbi sollte auf keinen Fall zu dick werden. Lies dir dazu auch den unten genannten Punkt zur genetischen Ursache dieser Verfressenheit durch.
  • Bei älteren Labradoren können Gelenkpulver bzw. Nahrungsergänzungsmittel für die Gelenke unterstützend gegeben werden. Auch ein orthopädisches Hundebett kann bei Arthrose und Dysplasien dem Hund guttun, um die Gelenke beim Liegen zu entlasten. Das man so schwere Rassen wie den Labrador kaum tragen kann, können spezielle Tragehilfen (Stützschlaufen, die man in der Hand hält) einen Hund mit Gelenkproblemen zum Beispiel auf Treppen unterstützen.
  • Züchter können gegen HD und ED am besten vorbeugen, wenn möglichst viele ihrer Nachzuchten darauf untersucht werden. Als Welpenkäufer kannst du überlegen, ob du zu einer umfassenden Zucht-Dokumentation beitragen möchtest, indem du deinen Hund sobald er ausgewachsen ist professionell röntgen und die Bilder auswerten lassen möchtest. Einige Züchter übernehmen dafür sogar die Kosten. Allerdings ist dieses Röntgen nur in Kurz-Narkose möglich.
Alte Hunde benötigen oft zusätzliche Unterstützung für ihre Gelenke

Hat der Labrador eine Neigung zu Allergien und Futterunverträglichkeiten?

Insgesamt nahmen bei allen Hunden und Hunderassen in den letzten Jahrzehnten die Allergien und Futtermittelunverträglichkeiten zu. Ob das vorwiegend daran liegt, dass solche Probleme heute besser diagnostiziert werden, oder ob Änderungen der Umwelt oder Ernährung der Hunde dahinterstecken, lässt sich nur schwer beurteilen.

In der oben genannten Doktorarbeit hatten 7 % aller Retriever allergische Symptome, wobei Rüden öfter betroffen waren als Hündinnen.

Aus der aktuellen Forschung ergeben sich einige Tipps, mit denen Halter einer Unverträglichkeit oder Allergie vorbeugen können:

  • Wenn es nicht aus tierärztlicher Sicht dringend nötig ist, sollten junge Hunde im Alter bis zu 6 Monaten keine Antibiotika bekommen, da dies das Risiko für Unverträglichkeiten erhöhen kann.
  • Hunde entwickeln seltener eine Allergie, wenn sie regelmäßig entwurmt und geimpft werden.
  • Futtermittel, die wenige Proteinquellen enthalten (Mono-Protein-Futter) und wenn die verschiedenen tierischen Proteinquellen (= Futter-Tierarten wie Huhn, Rind, Lamm, Fisch usw.) nicht ständig gewechselt werden, sind besser verträglich und führen weniger zu Unverträglichkeiten.

Verfressenheit beim Labrador: Genetisch bedingt?

Labrador Retriever gelten als besonders verfressen. Tatsächlich fressen die Hunde in der Regel gern, mit gutem Appetit und manchmal auch Dinge, die sie besser nicht fressen sollten. Mehr dazu auch in unseren Ratgeber-Artikeln zum Wesen des Labradors und zur Erziehung des Labradors.

Forscher konnten zeigen, dass die Verfressenheit zum Teil genetisch bedingt ist (die entsprechende Studie der Uni Cambridge ist unten bei den Quellen verlinkt). Ungefähr ein Viertel der Labradore haben einen Defekt in einem bestimmtem Gen, dem POMC Gen. Der Anteil der betroffenen Hunde kann je nach Zuchtlinie aber stark schwanken. Dadurch haben die Hunde weniger Sättigungsgefühl und mehr Hunger. Umso wichtiger ist es, beim Labrador genau auf das Gewicht zu achten. Von Vorteil sind Futtermittel, die durch ein großes Volumen gut satt machen, aber nicht zu kalorienreich sind. Das können Nassfutter oder kalorienreduzierte Trockenfutter sein.

Beim Welpenkauf kann es sich auch lohnen, mit dem Züchter darüber zu sprechen, wie es in dieser Zuchtlinie mit der Verfressenheit aussieht.

Sonstige Erkrankungen beim Labrador Retriever

Es gibt einige Erberkrankungen, die glücklicherweise selten sind, jedoch beim Labrador Retriever häufiger vorkommen, als beim Durchschnitt aller Hunde. Wer sich einen Labrador zulegen möchte oder bereits einen hat, kann sich hier über die seltenen Erkrankungen informieren.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) beim Labrador

Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann jeden Hund treffen. Besonders häufig sind aber große Rassen betroffen. Auch der Labrador gehört zu den Hunderassen, bei denen die Unterfunktion der Schilddrüse häufiger auftritt.

Die Krankheit ist beim Labrador zwar nicht häufiger als bei anderen betroffenen Rassen wie Golden Retriever, Berner Sennenhund, Rottweiler, Australian Shepherd und viele mehr. Besitzer eines Labbis sollten aber an eine Untersuchung der Schilddrüse denken, wenn der Hund folgende Symptome zeigt: Hektisches oder nervöses Verhalten, oder auch apathisches, depressives Verhalten. Die Hunde mit Hypothyreose können auch generell verhaltensauffällig sein, z. B. schlecht lernen, launisch sein, vermehrt bellen und schlecht zur Ruhe kommen.

Augenerkrankungen

Beim Labrador Retriever sind bestimmte Augenerkrankungen bekannt. Dazu gehören vor allem der Hereditäre (vererbte) Katarakt (HC) und der Netzhautschwund (Progressive Retina Atrophie, PRA). Die Zuchtvereine schreiben deshalb bestimmte Gentests sowie Augenuntersuchungen vor, die auf verschiedene, erblich bedingte Augenerkrankungen testen. So soll die Zucht mit betroffenen Tieren möglichst komplett ausgeschlossen werden.

Epilepsie

Beim Labrador, aber auch bei einigen anderen Rassehunden, kann es zu einer vererbbaren Epilepsie kommen. Auch hier sind die Züchter gefragt, die durch umfassende Dokumentation Tier aus der Zucht nehmen, bei deren Nachkommen vermehrt epileptische Anfälle aufgetreten sind.

Ein kleiner Exkurs: Fellfarben beim Labrador – warum neue Fellfarben wie Silber problematisch sind

Immer wieder fragen sich zukünftige Labbi-Halter: Warum gibt es den Labbi eigentlich offiziell nur in drei Farben, während man doch immer wieder Züchter oder Privatleute sieht, die den Labrador in den Farben Champagner, Silber oder Charcoal anbieten?

Viele Menschen möchte sich gerne abheben und etwas „Besonderes“ haben. Was liegt da näher als sich den bewährten „langweiligen“ Familienhund Labrador zuzulegen, dafür aber in einer ausgefallenen Farbe? Anderen gefällt der Silber-Labrador aber auch einfach optisch wahnsinnig gut.

Hier kurz der Hintergrund dazu, warum die neuen Farben eher kritisch zu betrachten sind.

Drei Fellfarben beim Labrador: Schwarz, Braun, Gelb

Seit jeher gibt es den Labrador in drei Farben, die auch alle im Zuchtstandard gleichermaßen anerkannt sind. Zusätzlich dürfen die Hunde einen kleinen weißen Fleck an der Brust haben.

Die drei Farben sind:

1. Schokoladenbraun (oder auch Leberbraun genannt)

Fellfarben Labrador

2. Schwarz, die ursprünglichste und häufigste der Fellfarben beim Labrador

Gesundheit Labrador Fellfarben

3. Gelb, in allen Abstufungen vom hellem Creme bis dunklem Fuchsrot

Labrador Retriever Gesundheit

Das dunkle, eher rötliche „Gelb“ wird auch als Foxred bezeichnet. Der Fox Red Labrador kommt seltener vor, da in vielen Showlinien heute die eher hellen, cremefarbenen Labradore bevorzugt werden. Creme bis Foxred sind aber im Standard erlaubt und gehören alle zur offiziellen Farbe Gelb.

Die neuen Fellfarben beim Labrador: Charcoal, Silber, Champagner

Im Zuchtstandard der Labrador-Zuchtvereine gibt es weiterhin nur die drei Farben Gelb, Schwarz und Braun. Ein Labrador in einer davon abweichenden Farbe kann also nur außerhalb des VDH gezüchtet werden.

Doch wie kam es dann zu den neuen Farben wie Silver? Der Grund ist das Dilute-Gen. Dieses Gen bewirkt eine „Verdünnung“, also eine Aufhellung, der eigentlichen Fellfarbe. Es reduziert die Menge des Pigments in den Haaren, was dazu führt, dass die ursprüngliche Farbe heller erscheint.

Trägt ein Labrador das Dilute-Gen, entstehen drei neue Farben:

  • Silver (Silber): Ein Silber Labrador ist ein brauner Labrador, der das Dilute-Gen trägt. Das Schokoladenbraun wird zu einem silbrigen Braun, das Silber oder Silver genannt wird.
  • Charcoal: Ein Charcoal Labrador ist ein schwarzer Labrador, dessen Fell zu einem anthrazit-grau aufgehellt wurde.
  • Champagner: Die Farbe Champagner ist ein helles, silbrig erscheinendes Blond. Es entsteht durch die Aufhellung der Fellfarbe Gelb.

In den USA sind die Farben verbreiteter, aber auch hier in Deutschland gewinnen sie zunehmend an Beliebtheit.

Sind Silber-Labbis reinrassig?

In der Kritik steht manchmal, dass das Dilute-Gen nicht von selbst in die Labrador-Population gekommen sein soll. Einige Kritiker vermuten hier eine Einkreuzung von anderen Rassen, zum Beispiel dem Weimaraner. Allerdings können Genmutationen auch spontan entstehen und es gibt keinen Nachweis, dass die Hunde nicht reinrassig sind.

Im Folgenden stellen wir die Problematik dieser neuen Fellfarben dar, die dazu führt, dass die Zuchtverbände nach wie vor Labradore mit Dilute-Gen nicht zur Zucht zulassen.

Warum ist die Farbe Silber beim Weimaraner dann erlaubt? Tatsächlich haben alle Weimaraner das Dilute-Gen. Allerdings kommt die im Folgenden beschriebene Erkrankung hier so gut wie gar nicht vor, was vermutlich am Zusammenspiel verschiedener, anderer Gene liegt, die bei Weimaraner und Labrador unterschiedlich sind.

Die Problematik: Das Dilute-Gen kann zu einer schweren Hauterkrankung führen

Damit der Effekt auf die Fellfarbe sichtbar wird, müssen beide Elterntiere das Dilute-Gen tragen. Man spricht dabei von einem rezessiven Erbgang.

Allerdings bringt das Dilute-Gen nicht nur eine Verdünnung der Farbe mit sich, sondern verändert auch die Haut. Nicht alle, aber einige Hunde, die das Dilute-Gen tragen, können eine schwere Hauterkrankung namens Farbverdünnungs-Alopezie (Color Dilution Alopecia, CDA) entwickeln. Diese leider unheilbare Hauterkrankung führt nicht nur zu Haarausfall (Alopezie), sondern auch zu einer stark verminderten Lebensqualität durch Hautinfektionen und schlechte Wundheilung. Die Hunde benötigen wegen des fehlenden Fells im Winter einen Kälteschutz, im Sommer einen UV-Schutz und müssen ihr Leben lang medikamentös behandelt werden. Und auch wenn die Optik angesichts einer Erkrankung zweitrangig ist, möchten wir anmerken: Dass diese Farben wegen ihrer „Schönheit“ gewählt werden und die Hunde, wenn sie von CDA betroffen sind, anschließend durch kahle Stellen und entzündete Haut furchtbar aussehen, ist der reine Hohn.

Das Dilute-Gen scheint außerdem im Zusammenhang mit einer verminderten Lebenserwartung zu stehen, was umfangreichere Studien aber noch bestätigen müssen.

Wie viele Hunde mit Dilute-Gen bekommen CDA?

Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten.Die Prävalenz der Farbverdünnungs-Alopezie (CDA) bei Hunden mit dem „dilute“ Gen variiert stark je nach Rasse, wobei bestimmte Rassen anfälliger für die Entwicklung der Erkrankung sind. In einigen Fällen kann ein maßgeblicher Prozentsatz der Hunde Symptome von CDA zeigen. Beim „blauen“ Dobermann (der ebenfalls durch dilute zustandekommt) weiß man inzwischen, dass fast alle Hunde zumindest eine Ausdünnung des Fells erfahren und viele bis zu einem Punkt der nahezu vollständigen Kahlheit über den größten Teil ihres Körpers hinweg.

Wir empfehlen deshalb, auf solche Farben zu verzichten. Letztendlich unterstützt man damit eine Zucht, in der das Leiden durch CDA in Kauf genommen wird. Zudem setzen sich die Gene dadurch fort und können, beispielsweise wenn Privatleute einen Wurf mit diesen Hunden haben, ohne züchterische Kontrolle noch schlimmere Auswirkungen haben. Immerhin ist es ein Gendefekt, der nur zufällig auch hübsche Farbvarianten produziert.

Quellen:

  1. Anne Brümmer. Gesundheit, Krankheitshäufigkeiten und Todesursachen bei Retrievern: Auswertungen einer Besitzer-Befragung. Dissertation. Giessen, VVB Laufersweiler 2008. (Link zur Doktorarbeit)
  2. RCD (Retriever Club Deutschland e.V.)
  3. LCD (Labrador Club Deutschland e.V.)
  4. Raffan E, et al. A Deletion in the Canine POMC Gene Is Associated with Weight and Appetite in Obesity-Prone Labrador Retriever Dogs. Cell Metab. 2016 May 10;23(5):893-900. doi: 10.1016/j.cmet.2016.04.012.
  5. Smith GK, et al. Evaluation of risk factors for degenerative joint disease associated with hip dysplasia in German Shepherd Dogs, Golden Retrievers, Labrador Retrievers, and Rottweilers. J Am Vet Med Assoc. 2001 Dec 15;219(12):1719-1724.
  6. Christiane Wergowski. Hypothyreose und Verhaltensauffälligkeiten beim Hund – Sind sie über- oder unterdiagnostiziert?konkret, 2016; 5: 3– 10
  7. Informationen zum Dilute-Gen und CDA in der Qualzucht-Datenbank: Merkblatt CDA