Dass Rüden rammeln, verstehen viele Hundebesitzer noch eher, da man es sich durch eine sexuelle Motivation erklären kann. Wenn die Hündin rammelt, herrscht oft zunächst Verwirrung. Es gibt aber viele Gründe, warum auch Hündinnen rammeln.
Dabei muss man unterscheiden, ob die Hündin Hunde, Menschen oder Gegenstände rammelt und auch, welche Motivation dahintersteckt. Lies hier alles über die verschiedenen Ursachen und auch darüber, wie du dich jeweils am besten verhalten solltest.
Wichtig vorab: Wann Rammeln medizinische Gründe haben kann
Bevor du dir die untenstehenden Tipps durchliest, ist ein Punkt wichtig, der immer vorher abgeklärt werden sollte: Rammeln kann in einzelnen Fällen auch medizinische Gründe haben.
Wenn dein Hund das Verhalten nie gezeigt hat und es jetzt plötzlich häufig auftritt, oder wenn noch andere Auffälligkeiten dazukommen, solltest du zum Tierarzt gehen. Unter Umständen könnten Schilddrüsenprobleme oder andere Veränderungen vorliegen.
Auch wenn sehr alte Hündinnen plötzlich viel rammeln oder der Hund sich so in das Rammeln hineinsteigert, dass es sich kaum abbrechen lässt, ist ein Check beim Tierarzt ratsam.
In unklaren Fällen kann auch ein Hundetrainer dabei helfen, dir einzuschätzen, um es sich um eine Verhaltensauffälligkeit handelt und was dahinterstecken könnte.
Sechs Gründe, warum eine Hündin rammelt
Es gibt sechs Gründe, die dazu führen können, dass Hündinnen rammeln. Unten führen wir alle sechs Gründe genauer auf und geben dir Tipps, wie du in jedem dieser Fälle am besten reagieren solltest.
Hier kommt zunächst eine kurze Übersicht der sechs Gründe für das Rammeln bei Hündinnen:
- Die Hündin ist noch ein Welpe und probiert sich aus.
- Die Hündin hat gelernt, dass Rammeln sich lohnt.
- Die Hündin rammelt in der Läufigkeit (hormonell bedingt).
- Die Hündin möchte Stress abbauen oder zeigt aus Aufregung Übersprungshandlungen.
- Die Hündin rammelt im Kontakt mit anderen Hunden als reines Spielverhalten.
- Die Hündin rammelt andere Hunde als Dominanzverhalten.
Rammeln bei Menschen immer abbrechen
Vorab ist wichtig, da manche Menschen es, vor allem bei kleinen Hunden, offensichtlich sogar lustig finden: Egal, aus welchem Grund ein Hund rammelt, das Rammeln von Menschen sollte immer konsequent abgebrochen werden. Konsequent heißt nicht grob, sondern dass du es jedes Mal und sofort unterbindest. Menschen sind weder ein adäquates Mittel, Stress abzubauen, noch ist es erwünscht, dass der Hund für Aufmerksamkeit, als Maßregelung oder aus Aufregung am Bein eines Menschen hängt.
1. Dein Welpe oder Junghund rammelt
Junge Hündinnen im Welpen- und Junghundalter probieren unterschiedliche Verhaltensweisen aus. Dazu kann auch gehören, dass deine Hündin einen Menschen, andere Hunde oder Gegenstände rammelt.
Wie reagiert man richtig?
Wichtig ist, zunächst zu hinterfragen, ob man dem Welpen vielleicht zu viel aufregende Unternehmungen zugemutet hat (lies hierzu Punkt 4 durch). Unter Umständen möchte der junge Hund nur Stress abbauen oder ist überfordert.
Hast du den Eindruck, dein Welpe rammelt eher spielerisch, dann leite das Verhalten freundlich in erwünschtes Verhalten um.
Rammelt die Hündin andere Hunde, dich oder andere Menschen, dann sollte jetzt geübt werden, wie ein angemessener Umgang mit anderen Lebewesen aussieht. Das Aufreiten an Beinen oder an deinem Oberkörper, wenn du am Boden sitzt, sollte freundlich aber bestimmt abgebrochen werden, damit sich das Verhalten nicht festigt.
Bei anderen Hunden hilft es, einen Abruf zu üben, mit dem du deine Hündin aus der Situation rufen kannst, wenn sie sich unangemessen verhält. Mehr zum Rammeln unter Hunden, wie man es einschätzt und wie man damit umgeht, erfährst du auch in Punkt 5 und 6.
2. Rammeln als erlerntes Verhalten
In manchen Fällen hat eine Hündin erlebt, dass Rammeln sich lohnt. Vielleicht gibt das Aufmerksamkeit, selbst wenn es negative Aufmerksamkeit ist. Oder die Hündin konnte damit Stress und Spannungen abbauen.
Wie reagiert man richtig?
Hast du den Eindruck, deine Hündin hat sich das Verhalten nach und nach angewöhnt, dann trainiere bewusst dagegen. Lenke sie vom Rammeln ab und lobe sie dafür, wenn sie sich alternative Beschäftigungen sucht.
Zum Abbau von Stress ist auch das Kauen auf einem Kauknochen oder Kauspielzeugen ideal. Geht es der Hündin um Aufmerksamkeit, kann ein Trainer helfen. Mit dem richtigen Trainingskonzept lässt sich dem Hund vermitteln, dass es Bestätigung nur noch für andere Verhaltensweisen gibt.
3. Läufige Hündin rammelt: Hormonelle Gründe
Nicht alle Hündinnen rammeln in der Läufigkeit. Es kommt aber häufig vor und ist kein Grund zur Sorge. Die starken Hormonumschwünge in der Läufigkeit und in der Phase danach (Scheinträchtigkeit) können zu Stress führen, den die Hündinnen über Rammeln abbauen möchten.
Auch sexuelle Spannungen lassen sich so vermutlich ableiten.
Wie reagiert man richtig?
Rammelt eine läufige Hündin, die das Verhalten im Alltag sonst nie zeigt, darf man ruhig nachsichtig mit ihr sein. Immerhin herrscht ein Ausnahmezustand im Gehirn, der für die Hunde sehr aufregend sein kann.
Breche das Rammeln deshalb freundlich ab und sorge für einen Ausgleich, der auspowert und zugleich beruhigt. Ideal sind lange Spaziergänge ohne Hundebegegnungen sowie Nasenarbeit und Suchspiele.
4. Hündin rammelt als Stressabbau und Übersprungshandlung
Sehr häufig ist Rammeln ein Anzeichen dafür, dass der Hund überfordert ist oder Stress hat. Stress kann übrigens durch Unterforderung, also zu wenig Bewegung und Kopfarbeit, ebenso entstehen.
Hier gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann die Hündin direkt in einer stressigen Situation eine Übersprungshandlung zeigen, was unter anderem auch Rammeln sein kann. Zum anderen kann es vorkommen, dass Hunde nach einem oder mehreren stressigen Tagen anfangen abends Kissen oder ihren Menschen zu rammeln.
Wie reagiert man richtig?
Sorge dafür, dass deine Hündin das richtige Maß an Bewegung hat und ausreichend und sinnvoll beschäftigt wird. Dabei sind Ruhephasen wichtig, um neue Dinge zu verarbeiten.
Bei großen Veränderungen wie einem Umzug, neuem Familienzuwachs oder einem neu eingezogenen Zweithund lässt sich der Stress schlecht abstellen. Sorge hier dafür, dass deine Hündin weiter ihre gewohnten Beschäftigungen hat, auch einmal Zeit mit dir alleine verbringen darf und bei langen Spaziergängen oder konzentrierten Suchaufgaben Energie loswerden und zugleich Stress abbauen kann.
5. Rammeln im Spiel mit anderen Hunden?
Hunde steigen im Spiel öfter an anderen hoch. Das kann vorne sein, in Form einer „Umarmung“ oder auch einmal von hinten, was wie Rammeln aussieht.
Wichtig ist aber: Längeres Umklammern, Rammelbewegungen oder wenn einer der beiden Hunde eine steife Körpersprache hat, sind Warnzeichen. Das ist kein freundliches Spiel.
Zum Spiel gehört eine weiche Körpersprache, ständige Wechsel und immer wieder kurze Auszeiten.
Wie reagiert man richtig?
Kennen Hunde sich gut und einer von beiden hat die Angewohnheit, im Spiel immer wieder ganz kurz aufzureiten, kann das in Ordnung sein. Voraussetzung ist, dass beide Hunde annähernd gleich groß sind (oder zumindest die rammelnde Hündin nicht deutlich größer ist).
Dann solltest du das Rammeln im Hundespiel lieber abbrechen:
- Du bist nicht 100% sicher, ob es wirklich nur „nettes“ Spiel ist
- Der „Gerammelte“ scheint wenig begeistert davon, versucht sich zu entziehen, ist gestresst oder verängstigt
- Deine Hündin ist deutlich größer als ihr Gegenüber (Verletzungsgefahr! Vor allem für alte oder sehr kleine Hunde)
- Deine Hündin gewöhnt sich das Verhalten zunehmend an, was bei anderen Hunden später problematisch werden kann
6. Rammeln als Dominanzverhalten: Vorsicht vor Auseinandersetzungen!
Zeigt die Hündin das Rammeln bei anderen Hunden nicht nur ganz kurz und spielerisch-albern, kann das Konfliktpotenzial haben.
Besteht zwischen zwei Hunden eine gewisse Spannung oder Konkurrenz, können sie manchmal ein Verhalten zeigen, das zum Dominanzverhalten gehört. Sie machen sich groß, legen den Kopf auf den Rücken des anderen Hundes oder reiten auf.
Wie reagiert man richtig?
Viele Tierarztbesuche stammen daher, dass Hundehalter solche Situationen laufen lassen, weil „Hunde das unter sich ausmachen“.
Allerdings sollte man wissen: Rüden neigen eher zu solchem Verhalten, zetteln je nach Charakter mit anderen Rüden sogenannte „Kommentkämpfe“ an, die man beschreiben könnte als: Viel Lärm um nichts.
Hündinnen meinen es oft ernster und es können ernst Auseinandersetzungen entstehen. Wichtig ist hier, mit einer jungen Hündin zu üben, welche Art des Umgangs mit anderen Hunden erwünscht ist.
Reitet die Hündin auf und es entsteht eine sichtliche Anspannung zwischen den Hunden, hilft ein sehr guter Abruf, mit dem du deine Hündin aus der Situation heraus zu dir rufen kannst. Oft reicht schon eine solche kurze Auszeit, um die Spannung herauszunehmen.
Merkt man aber, dass zwei Hunde sich einfach nicht sympathisch sind, sollte man die Hunde nicht in die Begegnung zwingen, sondern im Zweifelsfall beide anleinen oder getrennte Wege gehen.