Der Golden Retriever gehört zu den beliebtesten Hunderassen. Für viele Menschen gilt er als der Familienhund schlechthin: freundlich, fröhlich, intelligent und leicht erziehbar. Auch als Jagdhund, Rettungshund, Behindertenbegleithund und Blindenhund kommt der Goldie oft zum Einsatz. Als ursprünglicher Jagdhund benötigt der Golden Retriever jedoch auch Auslastung und Beschäftigung, damit er glücklich und ausgeglichen ist. Hier finden Halter und Welpen-Interessenten Informationen über alle typischen Rasseeigenschaften des Golden Retrievers.
Der Rassestandard des Golden Retrievers
Der Rassestandard definiert, wie eine Hunderasse optisch, gesundheitlich und in ihrem Wesen aussehen sollte. Zugleich zeigt sie, welche Zuchtziele in der Zucht verfolgt werden. Denn gezüchtete Golden Retriever sollen so weit wie möglich dem Rassestandard entsprechen, damit die Hunderasse auch in Zukunft genauso erhalten bleibt.
Für international anerkannte Rassen wie den Golden Retriever gibt die FCI (Fédération Cynologique Internationale) den Rassestandard vor. Beim Golden Retriever findet man hier zu den gewünschten Eigenschaften der Rasse:
“Wille zum Gehorsam, intelligent mit natürlicher Anlage zu arbeiten. Freundlich, liebenswürdig und zutraulich”1
Der Deutsche Retriever Club (DRC) wird bei der Rassebeschreibung spezifischer. Zum Wesen des Golden Retrievers lässt sich hier nachlesen:
“Der Golden Retriever hat ein ausgeglichenes Temperament; er ist nicht hektisch oder nervös, aber auch nicht zu ruhig oder gar lethargisch, sondern er ist lebhaft und fröhlich und passt sich allen Alltagssituationen mit viel Gelassenheit und Unerschrockenheit an. Er geht mit Begeisterung auf viele „Beschäftigungen“ ein, ist sehr bewegungsfreudig und oft auch noch als alter Hund verspielt. Der Golden Retriever besticht durch seinen ausgeprägten Willen zum Gehorsam („will to please“) und seine Leichtführigkeit.”2
Viele dieser genannten Eigenschaften begründen sich auf der Geschichte des Golden Retrievers als Apportierhund. Im Folgenden werden die typischen Rasseeigenschaften genauer erklärt und es gibt Informationen darüber, wie sich diese Eigenschaften im Alltag äußern.
Zuchtverbände und Zuchtlinien beim Golden Retriever
Bei der Zucht des Golden Retrievers gibt es verschiedene Zuchtverbände und Zuchtlinien. Käufer eines Welpen finden hier Informationen, die dabei helfen, einen passenden Züchter auszuwählen.
Zuchtverbände: Der DRC und der GRC
Wie oben schon erwähnt fungiert die FCI als größter, internationaler Verband für die Hundezucht. Zum FCI gehören für jedes Land die jeweiligen nationalen Dachverbände. In Deutschland betreut der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.) die Hundezucht. Dem VDH angehörig sind zwei Vereine, in denen Züchter von Golden Retrievern Mitglied werden können. Auf den Webseiten des VDH finden Welpen-Interessenten eine Übersicht aller Züchter, die in einem der beiden Vereine züchten.3 Züchtet ein Züchter außerhalb das VDH, jedoch dennoch mit einer festen Zuchtordnung und festgelegten Zuchtzielen, spricht man von der sogenannten Dissidenz-Zucht.
VDH-Vereine für die Zucht des Golden Retrievers:
- Der DRC (Deutscher Retriever Club e.V.) wurde 1963 gegründet und betreut die Zucht aller sechs Retrieverrassen (Golden Retriever, Labrador Retriever, Chesapeake Bay Retriever, Curly Coated Retriever, Flat Coated Retriever und Nova Scotia Duck Tolling Retriever).4
- Der GRC (Golden Retriever Club e.V.) besteht seit 1989 und bereut ausschließlich die Zucht des Golden Retrievers.5
Showlinie oder Arbeitslinie?
Wer nach einem reinen Familienhund sucht, für den eignen sich Golden Retriever aus einer Showlinie. Das umfasst den Großteil der gezüchteten Goldies. Bei einer Showlinie werden die Hunde nach Aussehen, Gesundheit und ihrer Übereinstimmung mit dem Rassestandard gezüchtet. Wer mit seinem Hund Hundesport oder Dummy-Training machen möchte, der kann innerhalb der Showlinien einen Züchter auswählen, der seine Zuchthunde selbst im entsprechenden Hundesport beschäftig.
Die Arbeitslinie sieht beim Golden Retriever ganz anders aus als die Showlinie. Experten sprechen hier sogar davon, dass sich Show- und Leistungslinie beim Goldie so stark unterscheiden, dass man quasi von zwei unterschiedlichen Rassen sprechen kann. Die Golden Retriever aus Arbeitslinien sind meist kleiner und schlanker, das Fell ist dunkler (golden bis hin zu fuchsrot). Bei der Zucht stehen jagdliche oder sportliche Fähigkeiten im Vordergrund, die über Prüfungen nachgewiesen werden. Das Wesen kann sich vom Show-Goldie sehr unterscheiden. In der Regel sind die Hunde temperamentvoller, arbeitswilliger, ernsthafter und brauchen zwingend eine angemessene und fordernde Beschäftigung. Golden Retriever aus einer Arbeitslinie eignen sich speziell für Menschen, die einen Hund für die Jagd oder für fortgeschrittenes Dummytraining (auf Wettbewerbsniveau) suchen.
Freundlich zu Mensch und Hund
Die Rassebeschreibung sagt es aus und fast jeder Mensch, der Golden Retriever kennt, bestätigt das: Es handelt sich um eine sehr freundliche Hunderasse, die offen auf Menschen und andere Hunde zugeht. Dass die Menschenfreundlichkeit genetisch tief verankert ist, zeigte 2018 eine schwedische Studie.6 Darin wurde untersucht, wie Labradore und Golden Retriever im Vergleich zum Wolf mit Menschen interagieren und kommunizieren. Die Forscher konnten zeigen, dass bestimmte genetische Veränderungen mit der Menschenbezogenheit und der Fähigkeit zur sozialen Interaktion mit Menschen korrelieren. Es liegt dem Golden Retriever also tatsächlich im Blut (oder besser gesagt in den Genen) mit dem Menschen eng zusammen zu leben und zu arbeiten.
Für den Alltag bedeutet das, dass der Goldie (eine gute Sozialisation und Erziehung vorausgesetzt) in der Regel absolut verträglich mit Erwachsenen, Kindern und Hunden ist. Dadurch ist der Golden Retriever für Menschen, die einen freundlichen und aufgeschlossenen Hund wünschen, genau der richtige Hund. Wer sich eher für reservierte, ruhige Hunde interessiert, die andere Menschen wenig beachten und nur ihren Besitzer anhimmeln, der ist beim Golden Retriever eher falsch. Oft braucht man Übung und viel Training, vor allem im Junghundalter, damit ein Golden Retriever auch ohne Leine nicht von sich aus auf andere Hunde oder Menschen zuläuft. Mehr dazu unter “Für wen eignet sich ein Golden Retriever?” und “Training und Erziehung beim Golden Retriever”.
Verträglichkeit mit anderen Hunden
Der Golden Retriever ist von Haus aus gut verträglich mit anderen Hunden und genießt die soziale Interaktion. Allerdings sollten Goldie-Besitzer darauf achten, dass nicht jeder Hund genauso tickt. Die fröhliche, überschwängliche Art des Golden Retrievers kann ängstliche oder sehr ernsthafte Hunde (und manchmal auch deren Besitzer) überfordern oder nerven. Deshalb ist es wichtig, dem Hund schon im jungen Alter einige Regeln beizubringen. Dazu kann gehören, dass der Golden Retriever erst nach Freigabe zu anderen Hunden darf und dass er nicht jeden anderen Hund grundsätzlich begrüßen darf.
Im Erwachsenenalter kann es (wenn auch seltener als bei vielen anderen Hunderassen) vorkommen, dass der Goldie nicht mehr jeden Hund gleichermaßen mag. Viele Golden Retriever gehen jedoch auch im höheren Alter noch fröhlich und freundlich auf alle Hunde zu und spielen zum Teil auch noch gerne. Was aber für alle Golden Retriever gilt: Am schönsten sind immer feste und tiefe Freundschaften mit Hunden, die man immer wieder trifft, zum Beispiel bei regelmäßigen gemeinsamen Spaziergängen oder Besuchen.
Wasserliebende Apportierhunde
Ursprünglich ist der Golden Retriever ein Jagdhund, der Kleinwild apportiert. Dazu gehört auch, dass die Beute aus dem Wasser geholt wird. Zudem kann es auch vorkommen, dass ein geschossener Vogel auf der gegenüberliegenden Seite eines Teiches, Flusses oder Baches landet. Solche Hindernisse soll ein Retriever ohne zu zögern überqueren. Deshalb gehören zum Dummy-Training, der klassischen Beschäftigung für Retriever, solche und ähnliche Aufgaben im Wasser dazu. Die Liebe zum Apportieren und zum Wasser sind also zwei Komponenten, die in der Rasse Golden Retriever fest verankert sind.
Arbeitswillig, intelligent und viel “will to please”
Auch wenn Golden Retriever als gute Familienhunde gelten: im Herzen waren und sind sie Apportierhunde mit dem entsprechenden Willen zu “arbeiten”. Der Golden Retriever entstand, wie bereits berichtet (Geschichte des Golden Retrievers), unter anderem aus St.-Johns-Hunden und Tweed Water Spaniels. Beide Rassen sind wasserliebende Apportierhunde, die beim Fischen und der Jagd am Wasser eingesetzt wurden. Dafür waren Hunde gefragt, die gut lenkbar waren und Spaß am Wasser, an der Arbeit mit Menschen und am Apportieren hatten. Diese Eigenschaften haben auch heute noch fast alle Golden Retriever, auch wenn sie aus reinen Showlinien stammen.
Die Intelligenz, der Arbeitswille und der “will to please” (Bereitschaft, gerne mit dem Menschen zusammenzuarbeiten) machen den Golden Retriever auf der einen Seite gut erziehbar. Auf der anderen Seite ist ein Golden Retriever aber oft nur wirklich glücklich und ausgeglichen, wenn er eine Aufgabe hat, die über schnödes Spazierengehen hinausgeht. Das muss aber nicht unbedingt aufwändiger Hundesport sein. Mehr dazu bei den geeigneten Beschäftigungsmöglichkeiten für den Golden Retriever.
Am liebsten immer mit dabei
Der Golden Retriever ist anhänglich, freundlich und menschenbezogen. Am liebsten ist er so viel wie möglich mit “seinen” Menschen zusammen. Deshalb fühlen sich Goldie am wohlsten, wenn sie echte Familienmitglieder sind und ganz in das Zusammenleben integriert sind. Je mehr sie an gemeinsamen Aktivitäten teilhaben, desto enger binden sich Goldie an ihre Besitzer. Das bedeutet, dass man einen Golden Retriever, wenn man ihn entsprechend erzieht, fast überall hin mitnehmen kann. Er reagiert (im Gegensatz zu vielen anderen Hunderassen wie zum Beispiel Australian Shepherd und Border Collie) auch in großem Trubel selten nervös, ängstlich oder gestresst. Zudem ist ein Golden Retriever aufgrund seines hellen Fells und netten Aussehens, des guten Rufs und der Freundlichkeit überall gerne gesehen.
Alleinbleiben sollte man mit dem Golden Retriever bereits als Welpe üben, damit der kleine Hund lernt, dass er nicht immer und überall mit dabei sein kann. In der Regel bereitet das Alleinsein dieser Hunderasse jedoch keine besonderen Schwierigkeiten, wenn man die Zeiten langsam steigert und regelmäßig übt.
Apportieren liegt dem Golden Retriever im Blut
Golden Retriever waren immer schon Apportierhunde. Heute gibt es, wie oben beschrieben, verschiedene Zuchtlinien. Je nach Züchter und Elterntieren kann der Wille zum Apportieren unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Aber auch eine frühe Förderung der Anlagen verstärkt die Apportierfreude des Goldies. Bei fast jedem Golden Retriever wird man aber bemerken, dass er liebend gerne Sachen trägt. Nicht selten bringen Goldies, wenn sie sich freuen oder albern sind, ihrem Besitzer auch Spielzeug (oder, wenn keines zu finden ist, Schuhe oder alles, was gerade am Boden liegt).
Wer gerne Dummy-Training mit seinem Golden Retriever machen möchte, der sollte darauf achten, dass auch die Elterntiere bereits Prüfungen im Dummysport abgelegt haben. Dann kann man recht sicher sein, einen sehr apportierfreudigen Hund zu bekommen. Mehr dazu kann man bei den geeigneten Beschäftigungsmöglichkeiten für den Golden Retriever nachlesen.
Wasser ist das Element (fast) jeden Golden Retrievers
Wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel. Es gibt auch Goldies, die maximal die Pfoten nass machen oder die gänzlich wasserscheu sind. Die meisten Retriever jedoch mögen Wasser. Oft so sehr, dass weder Seen, noch Bäche, Pfützen oder Schlammlöcher vor ihnen sicher sind. Dass der Golden Retriever nicht in jede Matschpfütze springt, ist natürlich auch eine Frage der Erziehung. Doch die generelle Affinität zum Wasser gehört zu den meisten Retrievern einfach dazu. Wer einen Goldie halten möchte, sollte sich also auf einen wasserliebenden Hund einstellen.
Ein wichtiger Tipp: Im Sommer kippen stehende Gewässer manchmal um. Es können sich giftige Blaualgen und schädliche Keime vermehren. Sieht Wasser trüb oder grün aus oder riecht es merkwürdig, sollte man vorsichtig sein. Besser eignet sich fließendes Wasser wie Bäche oder Flüsse (hier sollte man aber auf Strömungen achten). Oft geben regionale Behörden auch gerne Auskunft über die Wasserqualität. Allerdings werden nicht überall Wasserwerte bestimmt.
Hat der Golden Retriever Jagdtrieb?
Der Golden Retriever war ursprünglich ein Jagdhund. Dementsprechend ist er auch heute noch ein Hund, der durchaus Interesse an Wild, an sich bewegenden Objekten und weglaufenden Tieren hat. Allerdings gehört zum Jagen mit einem Apportierhund auch die sogenannten “Steadiness”. Der Hund soll reglos warten, bis der Jäger einen Schuss abgegeben hat. Erst auf Kommando soll er losrennen und das Wild apportieren. Von jeher wurde der Golden Retriever also darauf gezüchtet, dass er auch bei Wildsichtung ruhig bleiben kann. Allerdings wurde er natürlich auch darauf gezüchtet, dass er das zu apportierende Wild sucht, erschnüffelt, zuverlässig findet und dann bringt. Riecht der Hund etwas Spannendes, fällt es ihm deshalb (vor allem, wenn er noch jünger ist) manchmal schwer, sich wieder zum Besitzer zu orientieren. Mit viel Übung gelingt das dem jungen Hund aber immer besser. Mit dem richtigen Training kann fast jeder Golden Retriever lernen, ohne Leine zu laufen.
Sein Such- und Jagdtrieb macht den Goldie dafür aber auch zu dem Hund, der er ist: Ein idealer Begleiter im Dummytraining, dankbarer Partner bei Suchspielen und ein hervorragend geeigneter Rettungshund und Rauschgiftsuchhund. Oder auch ganz einfach ein aktiver, freundlicher und gut gelaunter Familienhund, der trotz (oder gerade wegen) seiner jagdlichen Anlagen vergleichsweise leicht erziehbar und führbar ist.
Quellen
- FCI Rassestandard. Standard Nr. 111. GOLDEN RETRIEVER (veröffentlicht am 03. 02. 2010)
- Deutscher Retriever Club e.V: Rassebeschreibung für den Golden Retriever
- VDH: Liste der Züchter (Golden Retriever)
- DRC (Deutscher Retriever Club e.V.): Züchterlisten für alle Retrieverrassen
- GRC (Golden Retriever Club e.V.): Züchterliste für den Golden Retriever
- Persson ME, et al. Sociality genes are associated with human-directed social behaviour in golden and Labrador retriever dogs. PeerJ. 2018 Nov 6;6:e5889.
Bildquellen
Illustrationen: Stefan Große Halbuer
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Young golden retriever running on the beach © Depositphotos.com/VolodymyrBur