Geschichte und Ursprung des Golden Retrievers

Aktualisiert am: 28.02.2024

Der Golden Retriever gilt, wie kaum eine andere Rasse, als der unkomplizierte Familienhund schlechthin. Durch seinen Will-to-please, seine Verträglichkeit mit Artgenossen und seine Liebenswürdigkeit ist er ein idealer Begleiter im Alltag und wird auch Rettungshund, Therapiehund und Blindenhund eingesetzt. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass der Goldie als Jagd- und Apportierhund auch heute noch alle Anlagen eines waschechten Jagdhunds mitbringt. Besitzer eines Golden Retrievers oder Interessenten für einen Goldie-Welpen finden hier alle Informationen über die Entstehung und Geschichte der Rasse Golden Retriever.

Entstehung der Rasse Golden Retriever

Über die Geschichte des Golden Retrievers geben alte Dokumente des ersten Lord Tweedmouth aus Schottland Auskunft1. Heute weiß man deshalb, dass die ersten Vorfahren des Goldies aus Neufundland stammen. Daraus hat sich in Großbritannien dann der Golden Retriever entwickelt, den wir heute kennen.

Von Neufundland nach Großbritannien

In Neufundland wurde im 19. Jahrhundert viel mit Fisch gehandelt. Die einheimischen Fischer nutzten zu ihrer Unterstützung die sogenannten St.-Johns-Hunde, die mit dem späteren Neufundländer verwandt, jedoch deutlich kleiner waren. Diese Hunde zogen Boote an Leinen aus dem Wasser und apportieren Fische. Diese arbeitswilligen Hunde gefielen britischen Händlern so, dass sie immer wieder solche Hunde mit nach Großbritannien nahmen, berichtet der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen)2. In Schottland und England wurden die St.-Johns-Hunde mit dem Irish Red Setter verpaart. So entstanden Hunde in verschiedenen Farben mit welligem Fell, die Wavy Coated Retriever genannt wurden. Sie waren meist schwarz oder braun, seltener auch gelb. Einer dieser Wavy Coated Retriever gilt als Vorfahre der heutigen Golden Retriever.

Alles begann mit Nous und Belle

Dudley Coutts Marjoribanks, der erste Lord Tweedmouth, lebte von 1820 bis 1894. Er besaß Besitztümer unter anderem in der schottischen Grafschaft Inverness Shire und in der Heimat seiner Familie, in Berwickshire. Und er war ein Liebhaber blonder (gelber) Hunde. 1864 entdeckte er einen, wie er fand, besonders attraktiven, gelben Wavy Coated Retriever. Dieser Rüde mit dem Namen Nous ist der Stammvater der heutigen Golden Retriever. Die aus einer Verpaarung von Nous mit der Hündin Belle, einem Tweed Water Spaniel (einer heute ausgestorbenen Rasse)n stammenden Hunde gelten als direkte Vorläufer der heutigen Golden Retriever. Im Laufe der Zeit entstanden dann immer einheitlicher aussehende, blonde Hunde mit mittellangem Fell. Auf dem Weg dorthin wurden immer wieder Wavy Coated Retriever, Tweed Water Spaniels und Irish Red Setter eingekreuzt. Die Einheitlichkeit der Rasse wurde jedoch auch durch zahlreiche Inzuchtverpaarungen (Linienzucht) erreicht. 1913 kam es dann zur Anerkennung als eigenständige Rasse, mehr dazu unten.

Übrigens glaubte man bis zu den 1950er Jahren, dass Lord Tweedmouth den Golden Retriever aus einer Gruppe russischer Zirkushunde gezüchtet hätte, die er bei einem Gastspiel der Zirkusgruppe in Brighton gekauft hatte3. Erst 1952 entdeckte der Earl of Ilchester detaillierte Zuchtbücher seines Vorfahren Lord Tweedmouth, die die Entstehung der Rasse genau belegen.

Offizielle Anerkennung und Zucht der Rasse Golden Retriever

Die erste offizielle Anerkennung der Rasse erfolgte 1913 vom English Kennel Club. 1920 wurde die Hunderasse dann ganz offiziell als “Golden Retriever” benannt. Damals hätte wohl noch keiner gedacht, dass der Golden Retriever 100 Jahre später so gut wie jedem Kind und Erwachsenen in ganz Europa ein Begriff sein wird.

Auch international wurde der Golden Retriever nach und nach immer umfassender anerkannt. Seit 1954 ist er als Rasse im größten Dachverband für Hundezucht, dem FCI, eingetragen.4 In der Folge gründeten sich auch zwei Rasseverbände, die innerhalb des VDH für die Golden Retriever zuständig sind. Dies ist zum einen der 1963 gegründete DRC (Deutscher Retriever Club, für alle Retriever-Rassen), zum anderen der 1989 gegründete GRC (Golden Retriever Club). Mehr über Rasseverbände, Zucht und Rassestandard beim Golden Retriever lässt sich unter Wesen, Charakter und Eigenschaften des Golden Retrievers nachlesen.

Ursprüngliche Verwendung und Aufgaben des Golden Retriever

Der Golden Retriever ist ein klassischer Apportierhund, der bei Jagden zum Einsatz kam. Viele der rassetypischen Vorlieben und Eigenschaften des Goldies leiten sich auch heute noch davon ab.

Was ist ein Retriever?

Ein Retriever ist ein Jagdhund, der geschossenes Wild findet und zum Jäger bringt. Dieses Zurückbringen des Wildes nennt man Apportieren. Daher leitet sich auch der Name dieser Hundegruppe ab, denn das englische “retrieve” heißt auf Deutsch “zurückbringen”. Retriever sind also Jagdhunde und Apportierhunde. Es gibt heute sechs anerkannte Retrieverrassen. Neben den zwei bekanntesten Rassen, dem Labrador Retriever und dem Golden Retriever, gehören auch der Curly Coated Retriever, der Flat Coated Retriever, der Chesapeake Bay Retriever (“Chessy”) und der etwas kleinere Nova Scotia Duck Tolling Retriever (“Toller”) dazu.

Einsatzgebiete des Golden Retrievers

Es gibt Jagdhundrassen, die alleine oder in der Meute lebendes Wild aufspüren, Spuren verfolgen oder das Wild stellen oder zur Strecke bringen sollten. Im Gegensatz dazu gestaltet sich die Jagd mit einem Retriever anders. Der Golden Retriever sollte geschossenes Niederwild (zum Beispiel Hasen, Kaninchen oder Füchse) und vor allem Federwild (Wildenten, Wildgänse, Fasane) apportieren. Für diesen Zweck benötigte er viele, ganz besondere Eigenschaften. Dazu gehört in erster Linie die Steadiness (auf Deutsch auch Standruhe). Das heißt, der Hund darf auf keinen Fall selbständig zu früh losrennen, selbst wenn Wild direkt vor ihm auftaucht. Sonst könnte er das Wild aus Schussreichweite verjagen, den Jäger behindern oder selbst in die Schusslinie geraten. Auf der Jagd soll ein Golden Retriever also ruhig warten und darf erst nach dem Schuss auf Kommando loslaufen. Bis dahin soll er sich merken, wo das geschossene Wild liegt, und die Beute nach der Freigabe schließlich freudig und schnell holen und auf kürzestem Weg zurückbringen. Egal ob das geschossene Wild sich an Land, im Wasser oder in unwegsamem Gelände befindet. Diese Situationen und Aufgaben ahmt man heutzutage im Dummy-Training nach, um den Golden Retriever rassegerecht zu beschäftigen. Mehr dazu im Artikel über geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten für Golden Retriever.

Vom Jagdhund zum Familienhund

Für einen solchen Einsatz muss der Golden Retriever arbeitswillig und gut lenkbar, verträglich und intelligent sein. All diese Eigenschaften machen den ehemaligen Jagdhund heute auch zu einem besonders beliebten Familienhund. Mit der richtigen Erziehung (mehr dazu unter Erziehung und Training beim Golden Retriever) und mit ausreichend Auslastung (mehr dazu unter Beschäftigung für den Golden Retriever) sind Golden Retriever deshalb unkomplizierte und unauffällige Begleiter im Alltag.

Kein Wunder also, dass der Golden Retriever innerhalb der letzten Jahrzehnte zu einem der beliebtesten Familienhunde, aber auch Sporthunde (vor allem im Dummy-Sport) wurde. Durch seine Anlagen eignet sich der Golden Retriever zudem gut als Therapiehund und wird als Blindenführhund, Drogenspürhund, Rettungshund oder Behindertenbegleithund ausgebildet. Als Jagdhunde (Apportierhunde) sind Golden Retriever heute ebenfalls noch im Einsatz. Dafür werden jedoch vor allem Hunde aus speziellen Arbeitslinien eingesetzt, während Familienhunde in der Regel aus sogenannten Showlinien stammen.

 

Quellen

  1. Deutscher Retriever Club e.V. (DRC): Golden Retriever – ausführliche Rassebeschreibung
  2. Verband für das Deutsche Hundwesen (VDH): Rassebeschreibung Golden Retriever
  3. Golden Retriever Club e.V. (GRC): Rassegeschichte
  4. FCI Rassennomenklatur: Der Golden Retriever

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer

Golden retriever dog running outdoor © Depositphotos.com/Lunja87

Golden Retriever dog lying against white background © Depositphotos.com/lifeonwhite